(speziell bei Essstörungen)
Dieser Beitrag wird keine Moralpredigt, in der ich euch erzähle, wie beschissen die Massenhaltung und Schlachtung in unserer heutigen Zeit von Tieren ist. Ich werde ganz bestimmt nicht erklären, warum Tiere nicht nur durch Fleischkonsum, sondern auch durch Milch- und Eierprodukte getötet werden. Es soll heute nicht darum gehen, zu klären, wie wir mit non-dairy die Umwelt und im Grunde unser aller Leben verbessern könnten.
Ich sage nicht: „Iss vegan oder geh bitte sterben.“
Solche Ansätze sind komplett falsch und destruktiv. Stattdessen möchte ich auf einige Punkte eingehen, die mir in den letzten Wochen bei der Auseinandersetzung mit veganer Ernährung in Verbindung mit Essstörungen aufgefallen sind.
Bevor ich beginne, möchte ich noch ein paar Dinge über mein jetziges Sein festhalten, du kannst aber natürlich auch gleich hinunter zu den Pro- und Contra-Punkten scrollen:)
- Ich ernähre mich (noch) nicht vollkommen vegan – ich esse kein Fleisch und mein Konsum von tierischen Produkten hält sich in Grenzen.
- Ich leide seit etwas mehr als drei Jahren an einer Essstörung, die sich zeitweise durch Anorexie und zeitweise durch Bulimie äußert(e).
- Im Moment bin ich dabei, die letzten Kilos ins Normalgewicht zuzunehmen, was an sich recht gut klappt und mich nicht in den Wahnsinn treibt. Tatsächlich kann ich sagen, dass es mir essenstechnisch gerade recht gut geht und meine Probleme (wenn) woanders liegen.
- Ich ernähre mich deshalb (noch) nicht vollkommen vegan, weil ich durch die Essstörung ein Problem mit Horten bekommen habe – das bedeutet so viel wie: Ich muss erst meine dairy Lebensmittel „loswerden“, den Wegschmeißen kommt für mich nicht in Frage.
Meine Pro’s
+ Ich mache mir überraschend weniger Gedanken um Fett- und Zuckergehalt in Lebensmitteln, die ich konsumiere, als noch vor einem Monat – stattdessen esse ich Erdnussbutter, Kokosnuss, Cacao Nibs oder ebenso Trockenfrüchte und Dattelkonfekt ohne mir groß den Kopf zu zerbrechen. Das liegt grundsätzlich auch daran, weil mir die non-dairy Ernährung bewusst gemacht hat, dass der „Wert“ für Körper & Seele eines Nahrungsmittels viel mehr Bedeutung trägt, als jeder Inhaltsstoff.
+ Seit ich häufiger Produkte in Bioqualität kaufe, habe ich weniger Schuldgefühle, zu essen, weil ich weiß, dass ich der Umwelt nachhaltig helfen kann. So fällt es mir beispielsweise auch leichter mir „ungesunde Lebensmittel“ wie etwa Süßigkeiten, Pizza oder Pommes zu erlauben.
+ Ich habe weniger mit Zwängen in Bezug auf Kalorienzählen und Sport zu kämpfen. Mittlerweile geht das so weit, dass ich sogar damit umgehen kann, nur drei Mal pro Woche (anstatt täglich) auf den Hometrainer zu steigen. Mein Körper gibt mir Signale, die ich dann auch beachte! Anfangs war das natürlich alles andere als einfach, aber je öfter ich sagen konnte: „Heute nicht, ich bin müde“, desto erholsamer wurde es.
+ Dadurch, dass ich bestimmte tierische Produkte weglasse, entdecke ich plötzlich viele Lebensmittel, die ich ansonsten wahrscheinlich nicht gekauft hätte. Früher griff ich eigentlich meistens erstmal zur light-Variante, Fett- und Zuckerreduziert, weniger Kalorien oder andere Versprechen der Lebensmittelindustrie standen an der Tagesordnung. Da es sowas bei veganen Produkten allerdings gar nicht oder nur sehr selten gibt, kaufe ich Joghurts und Co mit normalem Anteil – und ja, sie schmecken geil! (Kokosnussjoghurt, ihr wisst Bescheid!)
+ Mein Horten ist nicht mehr so extrem (bisher). Da die Möglichkeit, immer das Neuste kaufen und jedem Food-Trend folgen zu müssen, bei veganer Ernährung eher gering ausfällt (nicht vollkommen, aber doch deutlich niedriger), kann ich hoffentlich meinen Drang des Hortens langsam ablegen. Als „Kaufopfer“ jeder Limited Edition und jedem gehypten Produkt, sei es das Kinder-Eis oder die neuste Sorte Müller mit der Ecke, hat man es nicht leicht. (Dazu schreibe ich allerdings noch einen eigenen Beitrag).
Meine Contra’s
– Bestimmte Lebensmittel, die ich sehr gerne esse und die teilweise zu meinen Lieblingsspeisen zählen, sind nicht vegan bzw. in veganer Variante anders im Geschmack. Das fühlt dann schnell und gerne so an, als würde ich mir wie während der Essstörung bestimmte Lebensmittel nicht erlauben – also verbieten und vorenthalten.
– Auswärts Essengehen entwickelt sich wohl oder übel zu einem Problem, zwar nicht überall, aber doch an vielen Orten werde ich mich stark einschränken müssen, weil keine oder nur ein, zwei vegane Gerichte angeboten werden (Schwierig oder sogar unmöglich wird es bsp. bei meiner Klassenfahrt nach Irland, während der einwöchigen Fahrt ich nämlich bei einer Gastfamilie wohne). Ich bin also deutlich unflexibler und Spontanität ist ein Ding des (fast) Unmöglichen.
– In Italien bzw. Südtirol gibt es zwar Alternativen zu Joghurt, Fleisch, Käse und Co., allerdings nicht derart weit verbreitet wie im übrigen deutschen Raum. Oft gibt es nur Produkte, die im Geschmack einfach nicht an das Original herankommen, womöglich sogar ungenießbar sind. (Mit diesem Contrapunkt sind vor allem Kühl- und Tiefkühlprodukte gemeint).
– Ich werde selten bis nie dasselbe wie meine Eltern essen können, was auch bedeutet, dass ich meine Mahlzeiten selbst planen, vorbereiten und kochen muss. Grundsätzlich werde ich mehr Zeit und Energie aufwenden müssen, um mir bewusst zu machen, was ich als Veganer essen kann und möchte. Gerade als Schülerin fehlt mir diese Zeit oftmals.
Punkte, die ich schon abgehakt habe:
Kein Protein (?) Teuer (?) Vitamine und andere Nährstoffe (?) Geht alles!
Wie und wann ich meine Ernährung komplett auf vegan umstellen werde, ist jetzt auf den Moment nicht festlegbar – was für mich persönlich allerdings klar ist: Ethik, Umwelt und Gesundheit sind mir wichtig!
Hier ein paar YouTuber, die ich über alles liebe und die dir weiterhelfen könnten, falls du überlegst, deine Ernährung umzustellen: